Viele fragen mich in letzter Zeit: " Was machst du da eigentlich?" Hm...lange Jahre hatte ich keine Worte für das, "was ich da so mache". Ich wirkte und werkelte im Verborgenen. Im geschützten Kreis von Frauen und im stillen Kämmerlein. Ich arbeitete, transformierte und "ent-deckte". Immer neue Seiten von mir selbst. Warf Decke für Decke ins Feuer um die Asche in Glitzerstaub zu verwandeln. RITUAL. Das Wort faszinierte mich schon immer. Im Studium fieberte ich also einem Seminar zu diesem Thema entgegen. Und war ehrlich gesagt ziemlich enttäuscht über dessen Inhalt. Im schulischen Kontext bedeutet Ritual nämlich eigentlich "Wiederholung". Das ist Etwas, was mich ziemlich langweilt. Mir ist klar, dass Rituale in diesem Sinne den Kindern Halt und Orientierung geben. Einen Rahmen, in dem sie sich sicher fühlen, weil sie wissen, was geschieht. Verlässlichkeit in diesem Zusammenhang ist total wichtig. Und trotzdem, für mich fehlte etwas, das Wort blieb seltsam leer. Im zeremoniellen Kontext bedeutet das Ritual für mich nämlich genau das Gegenteil. Es wirkt in der Tiefe des Seins, berührt ganz hohe und ganz tiefe Ebenen, wenn es sein darf. In diesem einzigartigen Moment, der eben NICHT wiederholbar ist. In diesem Moment, der Himmel und Erde verbindet, in dem sich das Gestern und das Morgen auflösen und gleichzeitig wandeln. Absolut jenseits von allem, was mein menschlicher Verstand erfassen oder erklären kann. Es GESCHIEHT, ich kann es FÜHLEN und TUN. Aber was dann geschieht, wenn alle Beteiligten es geschehen lassen, wirkt. Oft fließen Tränen. Tränen der Trauer und des Schmerzes. Tränen der Wut oder der Verzweiflung. Aber auch Tränen der Erlösung und der Berührung. Tränen der Liebe und der Hoffnung. Jedenfalls fließt etwas, bewegt sich, ob sichtbar oder unsichtbar. Die sichtbare Form, verbunden mit dem was darunter und darüber liegt, ist so bunt und individuell wie die Menschen, die das Ritual gestalten. Wir sind absolut frei in unserer Gestaltung und der Fantasie sind hier wirklich keine Grenzen gesetzt, es gilt sie nur in eine Form zu übertragen. In Symbole, Gegenstände, Lieder und Farben, die eben genau für diesen Anlass und zu diesem Zeitpunkt, zu der ganz persönlichen Intention des Rituals passen. Dann kann die Energie in diese Richtung gelenkt werden. Wir können beeinflussen und planen, aber wirklich vorhersehen und kontrollieren können wir das Ergebnis nicht. Es ist jedes Mal ein Abenteuer und eben ganz einzigartig. Meist viel besser, als erwartet und vorausgedacht. Und doch- bei aller Individualität- gibt es da diesen roten Faden (oder eben rosa, blau, grün, gold oder schwarz), das Thema, das den Anfang und das Ende verbindet und den Ablauf rund macht. In der Essenz der Sache, geht es dann bei einem Ritual IMMER ums LOSLASSEN des Alten und um das EMPFANGEN des Neuen. Es gilt zu würdigen was war, es zu ehren und in Frieden ziehen zu lassen. Um Platz und Raum zu schaffen, für Das, was da eben kommen möchte. Irgendwie logisch. Und sinnvoll. Aber eben auch magisch. Zeremonie. Ritual. Tief bedeutsame Worte. Und doch am Anfang und am Ende nur Worte. Bereit, von jedem ganz persönlich erfahren und gefühlt zu werden. Gefüllt mit einzigartigen Inhalten und gefeiert in einzigartigen Momenten. Allein, zu zweit oder in Gruppen. Zu Hause, im Wald oder eben in "großen" zeremoniellen Zusammenhängen. Übrig bleibt, was wir daraus machen, wie wir die Form füllen und ob wir uns öffnen können für die Ebenen, die nur dem Herz und dem Sein zugänglich sind. Dann, ja dann, können Wunder geschehen. Solche, die wir uns mit unserem wundervollen Verstand nicht einmal erträumen könnten. Herzlichst Nina
18 Kommentare
Wow - liebe Nina ❤️
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1/12/2019 09:08:07 pm
Liebe Barbara,
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Antonia
9/26/2018 04:53:17 pm
Liebe Nina - wie wunderbar du ihn in Worte fasst - den Zauber, der solchen Ritualen innewohnt.
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1/12/2019 09:10:06 pm
Antonia,
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Tily
9/26/2018 11:59:42 pm
Liebe Nina,
Antwort
1/12/2019 09:11:34 pm
Danke liebste Tily,
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Wie schön, dass Du uns an die Wichtigkeit von Ritualen erinnerst. Ich bin ein absoluter Ritual Mensch - obwohl ich sehr flexibel bin. Rituale geben der Persönlichkeit starken Ausdruck. Sicherheit um sich mehr bewegen zu können, im Rahmen dieses Rituals. Ich würde mich sehr freuen, mehr von Dir zu lesen!
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1/12/2019 09:13:18 pm
Meine Liebe,
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Tina Juni
9/27/2018 05:52:14 pm
So so wundervoll geschrieben ❤️
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11/13/2018 09:16:01 pm
Liebe Nina, vielen Dank für diesen wundervollen Text. Die Übertragung des Rituals lädt die Energie in unseren Alltag ein. Loslassen und Empfangen - ja, so einfach darf es sein.
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1/12/2019 09:16:12 pm
Danke meine Liebe,
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„Ein einzigartiger Moment, der eben nicht wiederholbar ist“ - das finde ich wunderschön ausgedrückt. Ich habe Rituale schon geliebt, als ich noch gar nicht wusste, dass sie so bezeichnet werden. Für mich bedeuten sie eine Mischung aus Ehrfurcht, Hingabe, Magie und kindlicher Freude.
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1/12/2019 09:20:04 pm
Liebste Birte,
Antwort
7/25/2019 11:58:49 am
Liebe Nina,
Antwort
7/26/2019 07:07:16 pm
Liebe Astrid,
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AutorinNina Doulgeris Archiv
September 2021
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